Eine Nacht in Venedig

Premiere 4. Oktober 2008
Dirigent: Karl-Heinz Zettel / Roland Seiffarth
Ausstattung: Caroline Neven Du Mont



Leipziger Volkszeitung, 6.Oktober 2008

Auf die MuKo ist wieder Verlaß
Mit lebhaften Applaus quittierte das Publikum in der gut besuchten Musikalischen Komödie die Premiere von Johann Strauß´ Operette "Eine Nacht in Venedig"... Ausnehmden hübsch sind die sparsame Bühne und die aufwendigen Kostüme Caroline Nevene Du Monts, die so viel Venedig wie nötig zeigt, aber billige Foklore draußen läßt...
Auch auf der Bühne herrscht eitel Sonnenschein... Die Wärme, der Schmelz, das biegsame Metall Raphael Pauß´ sind schon eine Reise in Leipzigs Westen wert. Zumal der großgewachsene schlanke Pauß auch darstellerisch eine gute Figur macht... Wunderbar sind auch die weiblichen Gegenspielerinnen der depperten Wüstlinge und genasführten Nasführer: Sandra Danyella als naiv-kokette Ciboletta,... sowie die hinreißend vollweibliche Ruth Ingeborg Ohlmann als Fischermädchen Annina, das Caramello und dem Herzog-Schwerenöter den Kopf verdreht, ohne je billig zu werden.
Ansonsten quirlt der fabelhafte Chor sowie... das Ballett ausgelassen über die Bühne und tragen erheblich bei zur guten Laune, die dieser knapp dreistündige Abend hinterlässt.
Langer Applaus - auf die Muko ist wieder Verlass.
Peter Korfmacher



Leipzig-Almanach, 6. Oktober 2008

...Auch in der Musikalischen Komödie... greift man auf Bearbeitungen zurück, um der "Nacht in Venedig" Schwung und Tempo zu verleihen... Um die Dialoge überdies für ein heutiges Publikum genießbar zu machen, haben Julia Riegel und ihr Dramaturg Stephan Steinmetz eine Leipziger Spielfassung kreiert, die aktualisieren und variieren will,... das gelingt in den Dialogen der drei intriganten Senatoren... Ihnen legen Riegel und Steinmetz die passenden Stichworte in den Mund: Liechtensteiner Bankkonten, Verkäufe von Wasserwerksanteilen, Landesbankenkrisen werden zu Pointen...
Gelungen ist auch der Einfall, ein sächsisches Touristenpaar - Lieselotte und Werner - als neue Personen in das Stück zu integrieren, die als Leitfiguren wie die Zuschauer selbst das Abenteuer einer Nacht in Venedig suchen und immer ein wenig wie bestellt und nicht abgeholt wirken und als Ironiekonstanten in den unmöglichsten Momenten auf den Plan treten. Dass die verwickelten Liebesnetze des Stückes am Ende dem Herzog nur noch Lieselotte als Errungeschaft dieser Nacht übrig lassen, ist eine willkommene und schlagfertige Idee.
Riegels Strategie, die Italienklischess dieser Operette einerseits zu bedienen, um sie im gleichen Atemzug ironisch zu brechen, weist zweifellos in die richtige Richtung und die von ihr verfolgte Leitidee, den Stoff mit einer gehörigen Portion Selbstisronie zu gestalten, findet beim Publikum volle Zustimmung. Dazu trägt auch das Bühnenbild bei, ein Karussell als kleine Drehbühne, die bald Chambre separée, bald mit Karusellüberhang Venedig-Kulisse für die berüchtigten Gondelfahrten ist.
Schön, wie die große Gondelarie mit solchen Mitteln zu einem packenden Eindruck verwandelt wird. Riegel spielt mirt Reise-Katalogerwartungen und massentouristischen Erlebnissen der heutigen Venedig-Urlauber (überhöhte Preise, Tauben auf dem Markusplatz, Musik, Karneval...), um gleichsam durch die Hintertür diese Klischees ironisch zu brechen...
Alles in allem wird diese vom Publikum im restlos ausverkauften Haus Dreilinden mit viel Beifall aufgenommene Inszenierung nicht nur zu Silvester und zur Faschingszeit für ein volles Haus sorgen...
Sebastian Schmideler



Bild, 6. Oktober 2008

...Beste Idee: das sächselnde Touristenpaar Werner (Eberhard Eichner) und Lieselotte (Cornelia Hudl). Eine prüde Zicke, aber dann! Nun ja, es geht halt um Sex.
Für die MuKo kann das Stück nach wirren Jahren ein Neubeginn sein. Die nicht gerade verwöhnten Leipziger Operettenfans waren zufrieden: zehn Minuten Schlußapplaus.
W. Kröning

 
Eine Nacht in Venedig